Die Rekonstruktion des ersten Lamborghini Countach â des LP 500 von 1971 â wird in Villa dâEste enthĂŒllt. 25.000 Arbeitsstunden unter der Ăgide des Polo Storico Lamborghini.
Der Countach LP 500 ist zurĂŒck: In der fĂŒr Konzeptfahrzeuge reservierten Kategorie des Concorso dâEleganza Villa dâEste feiert dieses Fahrzeug sein Comeback in einer von einem namhaften Sammler in Auftrag gegebenen Rekonstruktion, die mit viel Liebe zum Detail in ĂŒber 25.000 Arbeitsstunden vom Polo Storico von Automobili Lamborghini angefertigt wurde. Der Beitrag des Centro Stile Lamborghini war auch von entscheidender Bedeutung fĂŒr die Rekonstruktion der Karosserie und ihre stilistische AuthentizitĂ€t.
âDer Countach hat die Hochleistungsfahrzeuge neu erfundenâ, erklĂ€rt Stephan Winkelmann, Vorsitzender und CEO von Automobili Lamborghini, âund ist in Sachen Designsprache zur Ikone geworden, die noch heute, Jahrzehnte spĂ€ter, die modernen Lamborghini inspiriert. Die Teilnahme des rekonstruierten ersten Countach anlĂ€sslich des 50. JubilĂ€ums dieses Modells am Concorso dâEleganza Villa dâEste in der Concept-Kategorie ist etwas AuĂergewöhnliches, da zum ersten Mal nach so vielen Jahren der legendĂ€re LP 500 von 1971 aus nĂ€chster NĂ€he bestaunt werden kann.â
Im MĂ€rz 1971 prĂ€sentierte Automobili Lamborghini am Genfer Autosalon sein âIdea Carâ: den LP 500 Countach. Das Fahrzeug wurde zum unangefochtenen Star der Messe, und seine Fotos, die viral gingen, wurden in den wichtigsten Zeitschriften auf der ganzen Welt veröffentlicht. Dieses neue Modell sollte den legendĂ€ren Miura ablösen und ein neues Kapitel in der Geschichte des Automobils schreiben â sowohl durch seine Technik als auch seine Formensprache. Nach drei Jahren Entwicklung wurde der LP 500 im MĂ€rz 1974 in Crashtests geopfert und verschwand anschlieĂend.
Ende 2017 fragte ein wichtiger Lamborghini-Kunde und Oldtimer-Fan beim Polo Storico an, ob es möglich wĂ€re, eine Rekonstruktion des Countach LP 500 anzufertigen â eines Kultmodells, das nur dank der Fotos von damals bekannt ist.
Die ersten Monate wurden damit verbracht, das verfĂŒgbare Material zusammenzutragen und eingehend zu analysieren. âDas Sammeln der Unterlagen war entscheidendâ, unterstreicht Giuliano Cassataro, Head of Service and Polo Storico. âEs wurde allen Details des Fahrzeugs, der Gesamtkonsistenz und den technischen Spezifikationen groĂe Aufmerksamkeit gewidmet.â Fotos, Dokumente, Besprechungsberichte, Originalzeichnungen, die Erinnerungen einiger Zeitzeugen: All das hat dazu beigetragen, Form und Funktion jedes noch so kleinen Details mit gröĂtmöglicher Genauigkeit zu bestimmen. DarĂŒber hinaus war die UnterstĂŒtzung der Fondazione Pirelli bei der Bereitstellung der in ihren Archiven aufbewahrten historischen Unterlagen essenziell, um die Reifen des LP-500-Originalmodells zu rekonstruieren.
Die Arbeiten begannen mit dem Plattformrahmen, der sich vollkommen vom Rohrrahmen der spĂ€teren Countach-Modelle unterschied. ZusĂ€tzlich zur physischen Neugestaltung musste sich der Polo Storico auch fĂŒr ein Konstruktionsverfahren entscheiden, um den damaligen Fertigungsmethoden Rechnung zu tragen. Gleiches galt fĂŒr die Karosserie, die mithilfe verschiedener moderner Technologien analysiert und definiert wurde. Sobald die Phase der Blechbearbeitung erreicht wurde, lieĂ die Technologie der traditionellen italienischen Methode den Vortritt, sprich dem âbattilastraâ genannten BlechschlĂ€ger mit seiner Kunstfertigkeit und seinen Werkzeugen. Ăhnlich vorgegangen wurde auch beim Interieur, das die beleuchteten Diagnoseinstrumente umfasst, wie sie im Prototypen von 1971 gezeigt wurden.
FĂŒr sĂ€mtliche mechanischen Komponenten wurden wie damals auch Original-Ersatzteile von Lamborghini oder restaurierte Bauteile aus der Zeit eingesetzt. Standen diese nicht zur VerfĂŒgung, wurden sie vollstĂ€ndig nachgebaut.
FĂŒr die historische Rekonstruktion des Originaldesigns wandte sich der Polo Storico an das Centro Stile Lamborghini, wo das Team unter der Leitung von Mitja Borkert, Head of Design, die Arbeit an diesem herausfordernden Projekt in Angriff nahm. âDer LP 500 ist fĂŒr Lamborghini von herausragender Bedeutung, da er die Design-DNA aller nachfolgenden Modelle begrĂŒndet hat.â erklĂ€rt Mitja Borkert. âUm das Fahrzeug zu entwickeln, das 1971 in Genf sein DebĂŒt gab, wurde ein Stilmodell im MaĂstab 1:1 gefertigt, welches ebenso wie das Auto selbst mit der Zeit verloren ging; aber es gibt noch mehrere fotografische Belege. Genau mit diesem Ansatz gingen wir auch an das Projekt heran. Ausgehend von den damaligen Veröffentlichungen, den Bildern auf HomologationsblĂ€ttern und anderem vom Polo Storico gesammelten Material konnten wir die mathematischen Grundlagen, die fĂŒr die Herstellung des ersten Modells im MaĂstab 1:1 nötig waren, rekonstruieren. Die gröĂte Schwierigkeit dabei war, das exakte Volumen des Fahrzeugs zu erzielen. Daher griffen wir auf die Möglichkeit eines 3D-Scans unseres LP 400 (Fahrgestellnummer 001) zurĂŒck, der eine enorme Informationsquelle darstellte. Es waren 2000 Arbeitsstunden nötig, um zum endgĂŒltigen Modell mit den richtigen Formen zu gelangen, das uns zufriedenstellte. Analog dazu wurde beim Interieur vorgegangen.â
Die seit 1963 bestehende Kooperation mit Pirelli erwies sich fĂŒr die Rekonstruktion der Reifen des Prototyps LP 500 als unschĂ€tzbar wertvoll. Dank der im Archiv der Fondazione Pirelli aufbewahrten Bilder und Unterlagen konnten die OriginalentwĂŒrfe des Reifens Cinturato CN12 herangezogen werden, der bei der PrĂ€sentation des LP 500 in Genf montiert war. Ausgehend von diesen Dokumenten fertigten die FachkrĂ€fte des MailĂ€nder Herstellers den Cinturato CN12 der Reifenlinie Pirelli Collezione an, die den zwischen 1930 und 2000 gebauten Kultmodellen gewidmet ist und die ursprĂŒnglichen Eigenschaften der Reifen bewahrt, wobei klassisches Aussehen mit modernen Technologien kombiniert wird. Die Pirelli Cinturato CN12 fĂŒr den Lamborghini Countach LP 500 werden in der Dimension 245/60R14 fĂŒr die Vorderreifen und 265/60R14 fĂŒr die Hinterreifen bereitgestellt. Sie weisen dasselbe LaufflĂ€chenprofil und dieselbe Ăsthetik wie in den 70er-Jahren auf, aber mit einer modernen Gummimischung und Reifenbauart.
FĂŒr die Farbauswahl erwiesen sich die Archive von PPG als entscheidend, die es ermöglichten, nach einer sorgfĂ€ltigen Analyse die exakte Zusammensetzung fĂŒr die Herstellung des verwendeten gelben Lacks mit dem Namen âGiallo Fly Specialeâ zu bestimmen.
Lamborghini Polo Storico
Der 2015 ins Leben gerufene Lamborghini Polo Storico hat die Aufgabe, die historische IdentitĂ€t von Automobili Lamborghini zu bewahren. Seine Hauptaufgaben sind die Restaurierung und Zertifizierung sĂ€mtlicher bis 2001 produzierten Lamborghini-Fahrzeuge. Um das zu gewĂ€hrleisten, ĂŒberwacht der Polo Storico die Pflege des Archivs und die ErschlieĂung neuer Informationsquellen, um so zur Wertentwicklung und-erhaltung aller klassischen Lamborghini beizutragen. Aufgrund der Anfragen der Besitzer klassischer Lamborghini-Fahrzeuge gilt der Fertigung von nicht mehr am Markt verfĂŒgbaren Ersatzteilen ein besonderes Augenmerk.